Wels-Giganten von der Schlamminsel

Wels-Giganten von der Schlamminsel

Vitali Dalke

Mai 2008...

Freitag... Morgen... Frankreich schläft in Erwartung des Siegesfeiertags. Wadim und ich stehen bereits im Hof von Konrad Janssen und überlegen, wie wir ihn wecken können. Als wir Kinderstimmen hören, klingeln wir an der Tür. 15 Minuten später sitzen wir am Tisch und trinken Kaffee. Nachdem wir uns wie immer ein wenig über die "Wallerszene" und das, was da vor sich geht, unterhalten haben, gehen wir in den Hof. In einem Schuppen, der mit großen Plastikbehältern ausgestattet ist, sehen wir hektische Karauschen und Schleien. Nach ein paar Minuten schleppen wir einen mit Köderfischen gefüllten Plastikbehälter zum Auto.

Später fahren wir mit Koen in seinem Jeep zu mehreren Angeltellen. Die Stelle, an der wir angeln wollten, war besetzt. Wir hatten etwas Passendes gefunden, aber als wir das Auto holten und zurückkamen, war die Stelle bereits von einheimischen Anglern besetzt! Wir mussten uns weiter umsehen... Nach unzähligen Versuchen, einen geeigneten Angelplatz zu finden, schlug ich Wadim vor, einen alten Flussarm zu besichtigen, zu dem ich schon im vergangenen Jahr hingestrebt hatte, es aber nie geschafft hatte. Tatsache ist, dass diese Stelle überhaupt nicht mit Komfort und Entspannung verbunden ist. Den gleichen Eindruck bekam auch Wadim, als wir dastanden und auf den Fluss hinunterblickten. Der Hang hat einen Winkel von etwa 45 Grad mit schlüpfrigem, lehmigem Boden, der mit Treibholz übersät ist! Das Angeln ist fast nur im Stehen möglich! Aber in der Mitte zeichnete sich eine kleine Insel mit ein paar Bäumen ab. Wir diskutierten lange darüber, wie der Boden der Insel beschaffen ist: Sand oder doch Lehm mit Schlamm. Ich überredete Wadim, hier anzuhalten. Ich spürte den "Atem" der Welse an diesem, auf den ersten Blick sumpfiger und seichter Stelle! Schnell pumpten wir ein Schlauchboot auf, und ich ruderte zur Insel, die zum Glück nur 20-25 Meter entfernt war. Als ich auf die "Robinson-Insel" trat, versank mein Stiefel bis zum Schienbein in der lehmigen Brühe... Aber es gibt kein Zurück! In vier Etappen wurden alle Sachen und Wadim auf unsere Insel gebracht, die uns bis Sonntag als Zuhause dienen sollte. Schnell stellten wir einen großen Sonnenschirm auf, bauten die Wallerruten zusammen... Ich beschloss, dass wir am besten unsere Welsruten mit Abreissleine abspannen sollten. Das heißt, den Köderfisch an einer dünnen Angelschnur an den Ästen von Büschen festzubinden: Ein Ende der Schnur wird an den Büschen befestigt, das andere - an einem Karabiner an dem Wallervorfach. Beim Biss reißt die Schnur, und der Wels wird mit Hilfe der Welsrute gedrillt. Als Erstes waren die 3 Wallerruten von Wadim an der Reihe. Und schon ziehen drei Köderfische Kreise an der Oberfläche, unfähig, in die Tiefe zu fliehen und sich unter einem Baumstamm zu verstecken!

Wallerangeln auf der Schlamminsel

Dann habe ich meine 2 Welsruten zusammengebaut, obwohl ich ein ganzes Arsenal dabei hatte. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass mehr Ruten mehr Stress bedeuten würden! Während der Vorbereitungen durchpflügten im seichten Wasser zwischen den Seerosen Karpfen, die gerade laichten, das Wasser! Ein unvergessliches Erlebnis!
Bald kam Konrad mit einem Kumpel namens "Ninja" vorbei. Ich brachte sie mit dem Boot auf unsere Insel.
Etwa eine halbe Stunde lang beobachteten sie zusammen mit uns die riesigen Karpfen, die sprangen oder einfach nur das aufgewühlte Wasser aufwirbelten!
Nachdem sie ein paar Flaschen Bier getrunken hatten, wünschten sie uns viel Glück und fuhren ab...
Es ist 17 Uhr, es riecht nach Regen, aber außer ein paar Tropfen vom Himmel fiel nichts, worüber wir uns freuten.
Glaubt mir, nach einer Stunde Herumlaufen auf der Insel in Stiefeln mit Klumpen Schlamm, die an ihnen klebten, schmerzten die Beine vor Müdigkeit...
Nachdem wir uns auf Klappstühlen niedergelassen hatten, zündeten wir uns eine Zigarette an...
Ein scharfes "Ding" des Glöckchens an der Wallerrute und ein Ruck - wir waren wie vom Blitz getroffen! Ein Biss!
Wadim schlägt an und beginnt, die schwere Last am anderen Ende der geflochtenen Schnur so gut er kann zu ziehen! Anders geht es nicht - überall sind Baumstämme und Seerosen!
Die geflochtene Schnur schnitt die Stängel der Seerosen wie eine scharf geschliffene Sichel!
Bald halte ich den "Randalierer" am Welsvorfach und versuche ihn zu beruhigen, um ihn am Kiefer zu packen!
Geschafft! Schnell an Land! Wir legen das Maßband an...
176 Zentimeter!!! Wadims neuer persönlicher Welsrekord!

Wadim Schmidt und sein 1 persönlicher Welsrekord
Wadim mit staatlichen Waller

Nach einer schnellen Fotosession kehrte der Wels in sein Element zurück!
Aber bei der Fotosession kämpfte er immer noch! Und wie! Ein echter Kämpfer!
Nachdem er sich erholt hatte, begann Wadim, den Wels-Schleim von seinen Händen und dem Neoprenanzug zu entfernen.
Ich war in dieser Zeit kurz davor, in Tränen auszubrechen, als mir klar wurde, dass die Videokamera, die ich nach dem Biss eingeschaltet hatte, gar nicht filmte, sondern auf "Pause" stand!
Nun ja, es wird noch welche geben, wenn es schon so angefangen hat!
Mit dem Boot bringe ich den Köderfisch aus und, wieder auf der Insel angekommen, falle ich in den Stuhl!
Wir mussten nicht lange warten! Meine Welsrute verkündete uns mit dem Klingeln des Glöckchens einen Biss!
Alles geht schnell! Ein Wels von etwa 110-120 Zentimetern! Der Arme hat sich mit dem Haken am Rücken gehakt! Wir machen keine Fotos, und er verschwindet mit der Geschwindigkeit eines Torpedos im trüben Wasser nach dem Kampf!
Wieder bin ich im Schlauchboot, bringe den Köderfisch aus und zurück an Land!
Nach einer Zigarettenpause - ein Biss bei Wadim! Nach dem Anhieb ging alles sehr schnell! Wir bekamen die Welsmontage ohne Drilling zurück!!! Abriss!... (Es war eher eine Riesen-Hecht).
Wir sitzen nicht lange zusammen... Wieder klingelt mein Glöckchen!
Nach dem Anhieb spürt man einen ernsthaften Gegner! Nachdem er das Feld der Seerosen mit der geflochtenen Schnur "gemäht" hat, befand sich der Wels in der Nähe im trüben Wasser! Und bald zeigt er seinen Kopf! Er ist riesig!!!
Zusammen mit Wadim ziehen wir einen ungewöhnlich kräftig gebauten und dicken Wels an Land!
Das Maßband zeigt 195 Zentimeter! Hurra!!! Mein persönlicher Rekord ist gebrochen!

Виталий Дальке и его рекордный сом в 2008 году

Nachdem ich mit dem Wels ins Wasser gegangen war, versuchte ich, ihn für ein tolles Foto hochzuheben, aber es ging nicht!
Bei seiner Länge wog der Wels mindestens 65 Kilogramm!

Kapitaler Waller von Vitali Dalke

Während ich immer noch irgendwie versuchte, den Wels hochzuheben, hörten wir einen Schlag und ein scharfes Klingeln von meiner zweitenWelsrute! Wadim war im Handumdrehen zur Stelle und stand eine Sekunde später bereits mit einer in den Bogen gebogenen Angelrute da!
Ich legte den Wels in den weichen, mit einer Schicht Schlamm und Lehm bedeckten "Boden" der Insel und eilte Wadim zu Hilfe! Und bald haben wir einen weiteren Trophäen-Wels auf unserem Konto!

Quasimodo Wels

"Quasimodo"! So haben wir den Waller getauft. Eine tiefe Narbe auf der Stirn, ein Buckel und ein krummer Schwanz ließen sofort an den Helden denken, nach dem er benannt wurde! Schnell befreien wir ihn von den Haken, nehmen das Maß... 181 Zentimeter! Wadim erhält einen neuen persönlichen Rekord! Insgesamt - drei gebrochene Rekorde innerhalb von eineinhalb Stunden!

Freilassen von Wels

Schnell gehe ich zu meinem Großwels und lasse ihn frei!
Sofort schnappen wir uns "Quasimodo", und Wadim geht mit ihm ins Wasser!
Ein paar Fotos - und in die Freiheit! "Quasimodo" sah nicht nur furchterregend aus, er hatte auch einen schlechten Charakter!

Wadim Schmidt mit Quasimodo Waller
Wadim Schmidt mit Wels
Der bullige Waller hatte Wadims Hand geschnappt, als er wegschwamm! Diese Aufnahmen konnten wir auf Video festhalten!!!
Und wieder bin ich im Boot! Die letzten Köderfische ersetzen ihre unglücklichen "Kollegen".
Bis zur Dunkelheit gelingt es uns, noch zwei Welse von etwa 110 Zentimetern Länge zu fangen. Schon ohne Kraft und zufrieden bewachten wir die drei verbliebenen Walleruten mit Köderfischen für uns beide.
Bevor wir den Tag beendeten und schliefen, mähte Wadim erneut mit der geflochtenen Schnur seiner Welsrute die Seerosenfelder! Der Wallerdrill war wirklich beeindruckend! In der Dunkelheit dehnen wir das Maßband wieder aus...
183 Zentimeter! Wadim bricht erneut seinen persönlichen Rekord! Aber das hat uns schon nicht mehr überrascht. Der Wels hat die Haken tief geschluckt, und nach seiner Befreiung beschlossen wir, ihn bis zum Morgen anzuleinen.
Wir schliefen unruhig, wenn man es überhaupt Schlaf nennen konnte. In Stiefeln, im Schlamm und durchnässt saßen wir wie Wächter auf Stühlen. Alle 15 Minuten wachte ich auf, weil mein Nacken taub wurde oder meine Füße froren.
Endlich, die lang ersehnte Morgendämmerung!
Welsangeln in Frankreich

Am Morgen erfreute uns der Wels an der Leine damit, dass er gelegentlich die Seerosenfelder bewegte! Eine schnelle Fotosession - und erlangt seine Freiheit wieder!
Es waren keine Köderfische mehr übrig, außer den gefangenen Brassen! Einen davon köderte ich an meiner Wallerrute an. Später telefonierte ich mit Koen. Kurz darauf kam er mit seinem Jeep angerast, und wir fuhren zu ihm, um Köderfische zu holen.
Er hatte bereits alle Wallerangler angerufen, die an den Ufern des Flusses saßen.
Eine Gruppe hatte zwei, die andere drei Welse gefangen, hauptsächlich kleine. Wir waren die Helden des Tages!!
Zurück auf der "Insel der Rekorde" habe ich alle Wallerruten neu aufgebaut. Den Brassen habe ich nicht gewechselt... wie ich es mir dachte!... Aber dazu später mehr...

Bis zum Abend war es ruhig, und die einheimischen Fischer trieben sich mit ihren Booten in der Nähe unserer Welsruten herum. Gegen Abend klingelte das Glöckchen meiner Rute wieder so aufregend!
Bei diesem Geräusch kochte das Blut bereits reflexartig auf, und es wurde so viel Adrenalin freigesetzt, dass die unaufhörlich quakenden Froschgruppen verstummten!
Ein weiterer Waller war auf unserer Habenseite! Kein Riese, aber er kämpfte für zwei und bereitete mir wirklich viel Freude! Die zahlreichen Baumstämme und Seerosen zwangen uns, ihn mit aller Kraft zu uns zu ziehen, ohne aufzugeben und dem Gegner auch nur einen Meter geflochtene Schnur zu gönnen!

Vitali Dalke beim Wallerangeln

Die Welse bewachten unsere Köderfische, was an den panischen Rucken der verängstigten Karauschen an den Haken zu erkennen war, aber sie hatten nicht so viel Appetit wie am Tag zuvor. Die Sonne ist untergegangen. Fast im Dunkeln hat Wadim wieder eine Welsrute in der Hand, die sich zu einem Kreis biegt! Im Licht der Stirnlampen sehen wir die Schläge des Wallerschwanzes auf das Wasser und eine sich windende Silhouette, die die Seerosen zur Seite schleudert! Der Kämpfer war würdig! Am Ufer messen wir 170 Zentimeter!

Wels am Abend
Welsangeln Catch and ReleaseSchnell machen wir Fotos, und der Wels saust davon und wirbelt die Wasserpflanzen zur Seite!
Wieder schwere Versuche, im Sitzen auf einem Stuhl zu schlafen, aber bevor ich einschlafe, laufe ich bereits aus Trägheit zu meiner Wallerrute, als ich nur das Klingeln höre! Nach dem Anhieb spürte ich einen unglaublichen Widerstand! Auf dem Lehm in meinen Stiefeln wie auf Skiern gleitend, spürte ich kurze Zeit später eine Leere am anderen Ende... Die geflochtene Schnur hing schlaff herunter!
Ein ärgerlicher Aussteiger! Alles ist dran, außer dem Köderfisch. Offenbar hat sich der Wallerhaken nicht fest genug im Maul des Welses verankert!
Dann ein Wolkenbruch mit Blitz und Donner!... Kälte... Der verhasste Stuhl und Gedanken an den Schlaf.
Früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, meldete sich plötzlich die Angel mit dem Brassen am Vorfach! Ein scharfes Klingeln und die geflochtene Schnur hing durch!
Der Wels kam auf mich zu! Ohne lange zu zögern, laufe ich mit der Welsrute zur gegenüberliegenden Seite der Insel und versuche so, die Schnur zu straffen! Und da ist sie - die lang ersehnte Schwere! Sofort werde ich um 180 Grad herumgedreht!
Jetzt laufe ich zum Wasser und rolle die geflochtene Schnur chaotisch auf! Hier ist die Wasserkante! Ich bleibe stehen und versuche, den Gegner zu halten! Aber das gelingt mir nicht... Der Flussriese zog mich am Ufer entlang und zog mich ins Wasser! Er schwamm, als ob er nicht bemerkte, dass ihn jemand versuchte aufzuhalten! Irgendwann hört der Zug auf, und ich merke nach einer Weile, dass der Wels am Grund festgesetzt ist! Alle Versuche, die Montage zu befreien, waren vergeblich! Als es bereits hell war, ruderte ich mit dem Boot zu der Stelle, wo der Riese festsaß! Das Hochpumpen mit der Rute brachte nichts. Nachdem ich die geflochtene Schnur um einen Ast gewickelt hatte, begann ich, die riesige Last zum Boot zu heben. Wie ich bereits vermutet hatte, war es ein versunkener Baum. Da ist auch das Welsvorfach... Vom riesigen Waller fehlt natürlich jede Spur! Der Waller wusste, wohin er schwimmen musste! Der Einzelhaken, der offenbar lose baumelte, hatte sich in einer Astgabel festgesetzt, und der starke Drillingshaken war einfach aufgebogen!
Waller bog den Haken auf

Der Wels hatte also den Haken im Baum verankert und den Drilling, der in seinem Maul saß, aufgebogen!
Als die Sonne schien, trockneten wir unsere Sachen, während wir gleichzeitig die Welsruten einsammelten... In zwei Etappen brachten wir alle Sachen auf die andere Seite. Danach fuhren wir zu Konrad. Wir unterhielten uns, lachten und, nachdem wir uns gegenseitig alles Gute und ein Wiedersehen gewünscht hatten, machten wir uns auf den Heimweg!
Die angenehme Müdigkeit und die vielen Eindrücke ließen uns erst jetzt realisieren, was uns in den zwei Abenden widerfahren war! Wahrlich ein Tag des Sieges!

Vitali Dalke nach dem erfolgreichen Welsfischen

Epilog: Wenn du auf einer gepflegten Wiese am Fluss sitzt, das Auto nur zwei Schritte entfernt und ein kühles Bier mit Schaschlik in der Hand hast, wirst du keine echten Siege erringen! Das Welsangeln ist ein Extremsport! 

Liebe Grüße,
Vitali Dalke.

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